NEON
..SüSSe GuRKe..
Feine Schuhe, leichter Schritt.
Hier, mein Sohn,
Dein Eintrittsbändchen -
Folge stets dem Neonlicht.
Sagtest du nicht grad' "Willkommen"
Leis' im Kopf, mich weg gedacht?
Ja, mein Sohn, man wird geboren
Dort hinein, wo man erwacht.
In die Welt, die einen quälend
Formt dadurch, dass sie sich selbst vollbringt.
Selbsternennung – der Akt der Krönung
In der bunten Kolonie.
Hohlen Räumen Sinn zu geben -
In den Köpfen summt die Sucht.
Kampf um Nichts zerrt die Gesichter,
Unter Spannung in den Gängen,
In den frei erdachten Gängen,
Über glaubenslos getauften Gängen
Liegt ein Netz gespannt -
Es ist dein Stadtplan
Mit den Wegen durch die Schlucht.
Den zu folgen - das darfst du niemals!
Ja, mein Sohn, das klingt absurd,
Doch sage ich es dir zuliebe -
So wird das Rad in der Welt rund.
Vom Heizkörper strömt die Wärme,
Aus Steckdosen – Depression.
In Takt zur Smartwatch
Schritte zählend
Pumpen Venen
Des lauten Gongs
Das stumme Echo -
Man nennt's die "angeborene",
Ich nenn's die "angeeignete"
Frustration.
Schaue, Sohn – da steht ein Mann
Im dunklen Mantel,
Auf'm Kopf - stets fest sein Hut.
Denk daran, wenn er ihn nicht abnimmt,
Darfst du es auch nicht -
Wenn du es tust, bringt er sich um.
Siehe dort drüben – da sind Menschen,
Die gut hören wollen -
Das wollen sie gut.
Glänzend weiß gepflegte Zähne,
Grasen sie erfüllt im Reden,
Eingezäunt im Streichelzoo
Schmatzen sie mit vollem Mund.
Nun bist du jetzt an der Reihe:
Tue es, Sohn, spiel jetzt dein Stück!
Sagtest du „Es ist unmöglich“?
Nein, das tatst du nicht -
Ich würd’s nicht dulden,
Dafür kennst du mich zu gut.
Ja, die Lichter können täuschen.
Neon hebt in den Gesichtern
Listige Züge arg lieb empor.
Glaub’s mir - es ist doch möglich.
Jede Lampe hat 'nen Schalter
Und das führt' ich dir
Schon mehrmals vor.
Denk jetzt nicht mehr viel darüber.
Du hast Herz und das Geschick.
Auf deinen Wangen - meine Grübchen,
Hier, mein Sohn, dein Eintrittsbändchen,
Es leuchtet hell im Neonlicht.
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